Hugin und Munin - Die Rabenbrüder


Hugin, alter Rabensohn
Dein Bruder ruft nach Dir
Schwingt im Winde monoton
Zwischen DORT und HIER
Bruderherz, was siehst Du dort
Siehst Du mehr als ich?
Hier erkenn' ich immerfort
Wie im Spiegel Dich
Hugin und Munin, zwei Brüder zogen aus
Doch welcher Rabe kehrt nach Haus?

Kennst Du das Vermächtnis noch?
Fragt Munin immerzu
Ich bin das Gedächtnis, doch
Das Denken bist schon Du
Flieg nur vor, ich komme nach
Eile Dir voraus
Denn das Alte liegt nicht brach
Mir wächst auch Hoffnung draus
Hugin und Munin auf halben Weg getrennt
Dazwischen klafft der Okzident

Bist Du gar in Ketten schon
Ach, goß man Dich in Glas?
Oder spähst Du im Ozon
Nach einem Brocken Aas?
Gebe Dir mein Rabenwort:
Nichts bereue ich
Hier erkenn' ich immerfort
In den Toten Dich
Hugin und Munin, gemeinsam sind sie viel
Getrennt verfehlen sie ihr Ziel

Nein, ich bin, beim Wind, kein Held
Krächzt Munin und ich seh'
Bis zur Fratze schon entstellt
Ist unsere Idee
Schwarz ist unser Federkleid
Schwarz war unser Nest
Schwarz ist unsre Frömmigkeit
Schwarz das Manifest
Hugin und Munin, die Himmel bleiben leer
Doch weht ein Wind von sehr weit her

Jemand sagt, er habe sie
am Hügelgrab geseh' n
Munin lachte, Hugin schrie
Mehr war nicht zu versteh' n
Munin kam von Osten her
Hugin kam von West
Dennoch unbewohnt und leer
Blieb ihr schwarzes Nest
Hugin und Munin, zwei Brüder flogen fort
Und blieben fortan ohne Ort


Mit freundlicher Genehmigung: www.liedkunst.de
Hornberger, Günther W.

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