Wellen - Eine kleine Ortsbeschreibung


Der Name Wellen hat sich im Laufe der Jahrhunderte herausgebildet. Die Schreibweise "waltunniu" kennen wir nur aus einem Hersfelder Güterverzeichnis. In einer Kirchenrechnung aus dem Jahre 1600 heißt es nun "Welden". Der gleiche Schreiber braucht in den folgenden Jahren auch das Wort "Welda". Im 18. Jahrhundert dann ist "Welden" die übliche Bezeichnung in den Urkunden. Nach 1880 wird nur noch die heutige Form "Wellen" gebraucht.

In frühester Zeit wurde Wellen schon besiedelt. Wann immer in Wellen ein Spaten oder eine Baggerschaufel in den Boden dringt, gilt es, die Augen offen zu halten. Wohl kein anderer Ort in Waldeck birgt eine solche Fülle vor-und frühgeschichtlicher Überlieferungen.

Einen Einfluß auf das heutige Edertal ging offenbar auch vom Wirken des Bonifatius in Geismar/Fritzlar bzw. auf dem Büraberge aus. Darauf weist ja auch die volkstümliche Überlieferung hin, daß die von Bonifatius gefällte Donaeiche auf dem Johanneskirchen-Kopf, also etwa zwei Kilometer östlich von Wellen, gestanden hat.

Im Jahre 1951 endeckte der Landwirt Herzog bei tiefen Ausschachtungen alte Kulturreste. Und dann, je tiefer er vordrang, fand er ältere Formen der Bauerntöpferei, Schluten und schließlich eine Brandschicht, die aus der Zeit des 30jährigen Krieges stammte. Sie war ein Überbleibsel aus der Notzeit um 1508, als Hermann Schütz mit seinen Spießgesellen Wellen niederbrannte, damit die waldeckischen Grafen die Abgaben der Bauern verloren.

Bis zur Zeit der Reformation, die für die Gemeinden im Edertal vermutlich erst um die Mitte des 16.Jahrhunderts zur vollen Wirksamkeit gelangte, gibt es für Wellen zwar eine Fülle von Erwähnungen in verstreuten Akten. Doch ist das Dorf selbst dabei so gut wie nie der eigentliche Gegenstand der Überlieferung. Ein Interesse am Dorf selbst, also an dem Leben und Ergehen seiner Einwohner wird erst aktenkundig bei der praktischen Durchführung der Reformation. So erfährt man erstmals 1537 von einem Inventarverzeichnis der hiesigen Kirche. Aus dem ersten angefertigten Protokoll geht hervor, daß im Dorf 40 Wohnhäuser stehen und daß die Gemeinde 186 Einwohner zählte.

Vom Jahre 1600 ab werden die Nachrichten über die Einwohnerschaft deutlicher. Als das erste der beiden Wellener Salbücher im Jahre 1641 - wahrscheinlich in der gräflichen Kanzlei - auf das genaueste in Reinschrift gefertigt wird, liegt das Dorf bereits in Schutt und Asche. Denn im August 1640 haben die bei Fritzlar liegenden kaiserlichen Truppen den Ort heimgesucht. Bei diesem Brand haben eine Anzahl von Kirchen- oder "Kastenrechnungen" in der Kirche gelegen, denn sie überstanden die Verwüstung.

So fängt das Bild des Dorfes für uns an, mehr und mehr Farbe zu bekommen. Die Menschen treten mit ihrem Denken und Handeln langsam aus dem Dunkel heraus. Ein Dorf von nicht mehr als 200 Einwohnern. Die Kirchenbücher beginnen im Jahre 1657. Durch die Eintragung aller Neugeborenen bei der Taufe, der heiratenden Paare und der Verstorbenen, durch die Führung auch eines "Communikantenverzeichnisses", also der Abendmahlgäste und darin auch der Konfirmanten, besitzen wir ein nahezu vollständiges Buch über alle im Dorf lebenden (Rabanus) Menschen. Nun können wir auch familiäre Zusammenhänge entdecken, die bis in unsere Zeit reichen.

Wer mehr über Wellen erfahren möchte empfehle ich hier zwei Buchtipps:

"1200 Jahre Wellen", Festschrift von 1986 von Ernst-Friedrich Gallenkamp, Sprenger-Druck, Korbach und
"Chronik des Dorfes Wellen", 1987 von Ernst-Friedrich Gallenkamp, Sprenger-Druck, Korbach.

Alles über Wellen, auch online, vom Heimat-und Geschichtsverein e.V.: www.wirwellener.de


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